Das rote Metall ignoriert Corona

Basismetall Kupfer

Die bunte Welt der Rohstoffe – Kupfer als ein Element der modernen Welt

Die aktuelle Angebots-/Nachfrage-Situation am globalen Kupfermarkt spricht ganz klar für steigende Preise des roten Metalls“, gerät der CEO einer kanadischen Kupfergesellschaft ins Plaudern. Das absehbare Angebot von Kupfer lasse auch wegen der anhaltenden Schließung von Minen rund um den Globus stark zu wünschen übrig und werde auf absehbare Zeit ein positiver preisstützender und vielleicht sogar preistreibender Faktor bleiben. In der industriellen Welt der Moderne (Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Elektrifizierung der Globalökonomie) ist das Basismetall Kupfer ein wichtiges Element, dessen Bedeutung oftmals noch immer unterschätzt wird. Zwar steht Kupfer aktuell nicht so sehr im Mittelpunkt der „bunten Welt der Commodities“ wie z.B. Gold, doch geht ohne Kupfer in vielen Bereichen der hochtechnologisierten und digitalisierten Weltwirtschaft nicht sehr viel – oder teils sogar überhaupt nichts.

 

Eindrücke aus Sambia: Der lange und schwierige Weg zum roten Metall Foto: Udo Rettberg
Eindrücke aus Sambia: Der lange und schwierige Weg zum roten Metall Foto: Udo Rettberg

Kupfer ist als ein relativ weiches Metall bekannt

Es ist gut formbar und gilt gleichzeitig jedoch als zäh und resistent. Darüber hinaus zählt Kupfer auch zur Gruppe der Münzmetalle – vor allem Münzen mit niedrigem Nominalwert werden aus Kupfer geprägt. Als ein ganz hervorragender Wärme- und Stromleiter findet Kupfer auch vielseitige Verwendung in weiten Teilen der Industrie und in vielfältiger Form auch im immer stärker „elektrisierten“ privaten Leben. Als eher schwach reaktives Schwermetall wird Kupfer von Wissenschaftlern in die Gruppe der Halbedelmetalle eingereiht.

Natürliche Vorkommen an gediegenem Kupfer – das heißt in der elementaren Form dieses Basismetalls – waren bereits lange vor Gründung der globalen Branchenorganisation IMA (International Mineralogical Association) bekannt. Kupfer ist daher als so genanntes „grandfathered mineral“ als eine eigenständige Mineralart anerkannt. In der Natur bildet sich Kupfer meist in basaltischen Laven entweder in Form von „kupferroten“, metallisch glänzenden Nuggets (aus der Schmelze erstarrt) oder in verzweigten Strukturen, so genannten Dendriten. Gelegentlich sind in diesem Zusammenhang dann auch kristalline Ausbildungen anzutreffen.

Kupferpreis auf Höhenflug

Quelle: Barchart
Quelle: Barchart

 

KUPFER GIBT ES AUCH AUF DEM MOND

Kupfer kommt in der Erde nach Angaben des Deutschen Kupferinstituts mit einem Gehalt von etwa 0,006 % vor und steht in Bezug auf die Häufigkeit der Elemente in der Erdkruste an der 23. Stelle. Häufig tritt Kupfer gediegen – das heißt in seiner elementarer Form – auf. Weltweit sind aktuell über 3000 Fundorte für gediegenes Kupfer bekannt, so nicht nur in den weltbekannten Regionen mit traditionell großen Rohstoffvorkommen wie Afrika, Nordamerika, Lateinamerika, Australien, Russland und Südostasien sondern unter anderem auch in europäischen Regionen und Ländern wie Skandinavien, Deutschland, Belgien, Griechenland und Italien. Auch in mehreren Gesteinsproben vom Mond, das die Sonde der Luna 24-Mission vom Mare Crisium mitbrachte, wurde den Berichten der Weltraum-Unternehmen zufolge gediegenes Kupfer nachgewiesen.

Quellen: u.a. Wikipedia und Buch: „Alles was Sie über Rohstoffe wissen müssen“ (Autor: Udo Rettberg)

 

Trotz der die Weltwirtschaft seit Monaten allgemein stark hemmenden Einflüsse der rund um den Globus zu spürenden Corona-Pandemie ist der Kupferpreis zuletzt zum ersten Mal seit Juni des Jahres 2018 an den Terminbörsen der Welt wieder über die Marke von 3 US-Cents je lb bis auf zuletzt 3,47 US-Cents je lb gestiegen. Damit liegt der Preis um mehr als 50 % über dem Covid-19-bedingten Tief aus dem Monat März des so langsam zu Ende gehenden Jahres 2020.

Wie wurde dieser jüngste Preisaufschwung begründet?

Die Marktteilnehmern und Analysten u.a. meinten die weltweiten rückläufigen Kupferbestände, einen schwächeren US-Dollar und verlässliche Anzeichen einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage vor allem in der VR China. Doch nicht nur die Hoffnungen auf der Nachfrageseite stimulierten die Akteure an den Rohstoffmärkten, sondern zudem auch die seit geraumer Zeit bereits existierenden Sorgen auf der Angebotsseite. Denn möglich erscheinende Lieferengpässe der Kupferproduzenten in Lateinamerika und anderenorts werden von Rohstoff-Analysten pandemie-bedingt nicht wirklich ausgeschlossen.

Stimulierend wirkten darüber hinaus die Nachrichten, dass die Kupferbestände in den Lagerhäusern der Terminbörsen wie der LME (London Metal Exchange) gegenüber dem gleichen Vorjahres-Zeitraum um zwei Drittel auf den niedrigsten Stand seit August der Jahres 2007 geschrumpft sind. Allerdings – und das gibt zu denken – liegen die Bestände in den Lagerhäusern der beiden anderen bedeutenden Kupfer-Terminbörsen – New York Comex und Shanghai Futures Exchange – über dem Niveau des Vorjahres. Nimmt man die drei Terminbörsen allerdings zusammen, so liegen die Gesamtbestände aber deutlich unter dem Vorjahresniveau.

Die weltgrößten Kupferproduzenten

Name Ticker Aktienkurs aktuell Hoch und Tief 52 Wochen

BHP Group BHP.N 57,32 $ 58,35 – 29,78

Rio Tinto RIO.N 66,28 $ 67,91 – 35,35

Vale S.A. VALE.N 14,02 $ 14,33 – 6,49

Glencore GLEN.L 213,80 Pence 249,90 – 109,76

Barrick Gold GOLD.N 22,66 $ 31.22 – 12,65

Newmont Corp NEM.N 57,31 $ 72,22 – 33,00

Anglo American NGLOY 15,44 $ 15,50 – 5,91

Southern Copper SCCO.N 59,30 $ 60,20 – 23,43

Freeport McMoR FCX.N 23,01 $ 23,66 – 4,82

Teck Ressources TECK.N 15,75 $ 17,77 – 5,60

Quelle: Eigenes Research

Wichtig war auch die Nachricht, dass der Ausstoß von raffiniertem Kupfer in China zuletzt rückläufig war. „Das ist der perfekte Cocktail an preisstabilisierenden oder preissteigernden Faktoren“, argumentiert der bekannte Rohstoff-Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank. Er verweist in diesem Kontext auch auf die allgemeinen Erwartungen eines schwächeren US-Dollarkurses. Ein anderer positiver Faktor für Kupfer sind die von der Regierung in Peking beschlossenen Maßnahmen zur Stimulierung der im globalen Kontext immer mehr an Bedeutung gewinnenden chinesischen Volkswirtschaft. Die chinesischen Kupferimporte sind vor diesem Hintergrund in den vergangenen Monaten immer stärker gestiegen.

KUPFER-FINANZ-DERIVATE

WETTBEWERB UNTER DEN BÖRSEN SPITZT SICH ZU

Den Handel mit Kupfer-Terminkontrakten dominierten über mehrere Dekaden hinweg die beiden Rohstoff-Futuresbörsen New York Commodity-Exchange (Comex) und die London Metal Exchange (LME). Die Lage hat sich in jüngster Zeit geändert. Die altehrwürdige LME gehört nach einer entsprechenden Übernahme seit dem Jahr 2012 der Terminbörse HongKong Exchanges and Clearing (HKEx). Und die Comex in New York ist seit einigen Jahren Teil der weltgrößten und am breitesten aufgestellten Derivatebörse CME (Chicago Mercantile Exchange). Die großen Ambitionen der HKEx, das Geschäft von Rohstoff-Finanzkontrakten auch in China entsprechend zu etablieren und dann auf diesem Gebiet zur Nummer eins in der Welt aufzusteigen, erfüllten sich bisher nicht.

Zwar hat die Börse im Finanztitel-Termingeschäft (Aktien und Bonds) in der VR China einen beträchtlichen Teil des Geschäfts der chinesischen Player in der ehemaligen britischen Kronkolonie etabliert, doch ist ihr das im Rohstoffgeschäft bisher nicht wirklich gelungen. Und jetzt kommt der nächste Rückschlag für die HKEx; denn die Shanghai Futures Exchange (SFE) hat einen neuen Kupfer-Terminkontrakt etabliert und macht so den beiden Marktführern neue Konkurrenz. Der neue Kupfer-Terminkontrakt der SFE wird in der chinesischen Landeswährung Yuan notiert. Das ist der vierte in Yuan an der SFE gelistete Rohstoff-Terminkontrakt neben Rohöl, Kautschuk und Treibstoff mit niedrigem Schwefelgehalt.

Kupfer bringt jetzt noch einmal eine neue Qualität in das SFE-Geschäft; denn auf der einen Seite ist Kupfer das bedeutendste Basismetall und auf der anderen Seite gilt China als größter Käufer physischen Kupfer. Es bleibt unter Aspekten des Welthandels abzuwarten, ob der Handelsstreit zwischen den USA und China einen Einfluss auf den globalen Kupferhandel haben wird.

Einige Aktien

Diese Papiere von weltweit tätigen Kupferproduzenten können in der aktuellen Phase der Weltwirtschaft generell als interessante Investments gelten. Denn die aktuelle Angebots-/Nachfrage-Situation am Weltkupfermarkt deutet für die absehbare Zukunft auf markante Verknappungserscheinungen, die wohl so rasch nicht zu beseitigen sein dürften. Der Blick nach vorn macht den Rohstoffexplorations- gesellschaften und Kupferproduzenten daher durchaus Mut und verspricht starke Preissteigerungen beim Rohstoff Kupfer und für die an Rohstoff-Investments interessierten Anleger demgemäß auch kräftige Kursgewinne in Kupferaktien.

Treiber des Kupferpreises wird – ein weiteres Mal – die VR China sein, denn das Land verbraucht rund die Hälfte des weltweit produzierten Metalls. Die Veränderungen in Chinas Volkswirtschaft in Richtung Digitalisierung, Technologisierung, künstliche Intelligenz sowie Wind- und Solarenergie werden diesen Trend beschleunigen.

So überrascht nicht, wenn der weltgrößte Kupferproduzent BHP davon spricht, dass sich der Kupferausstoß in den nächsten drei Dekaden verdoppeln muss, wenn die Nachfrage gestillt werden soll. Ein Ende der Corona-Pandemie sollte dazu führen, dass sich die weltweite Kupfernachfrage überdurchschnittlich positiv entwickelt. Einige Fachleute sprechen in diesem Kontext bereits wieder von einem kommenden „Superzyklus“.

Wenn es um einzelne Namen von Kupferproduzenten geht

Dann steht Robert Friedland erneut im Fokus. Sein kanadisches Unternehmen Ivanhoe Mines Ltd. wird schon bald die Produktion des im Kongo gelegenen Kupferprojekts Kamoa-Kakula aufnehmen. Einige Experten sehen dieses als das zweitgrößte Kupfervorkommen überhaupt. Ivanhoe ist seit mehr als 25 Jahren auf dem Schwarzen Kontinent aktiv und will die dortige Produktion innerhalb des nächsten Jahres starten.

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht wirklich, dass einige der sehr agilen kanadischen Kupfer-Eplorationsgesellschaften wie z.B. Marimaca Copper Corporation auf der einen und SunMetals Corp auf der anderen Seite zuletzt nach frischem Eigenkapital Ausschau hielten und sie bei ihren Finanzierungsbemühen letztlich dann auch entsprechend erfolgreich waren. Das Flaggschiff-Vorkommen von Marimaca Copper Corp ist das Projekt gleichen Namens in der chilenischen Antofagasta Region in Chile. Das Unternehmen kann bei seinen Zukunftsüberlegungen auf die dort rund um das Vorkommen bereits existierende recht gut ausgebaute Infrastruktur bauen.

Anleger sollten auch berücksichtigen, dass zahlreiche Gold-Lagerstätten in der Welt einen bedeutenden Anteil an Kupfer aufweisen – und umgekehrt. Wenn die Corona-Krise irgendwann abgehakt werden kann und die Weltkonjunktur wegen des vorhandenen Nachholbedarfs in der Industrie dann anspringen wird, dürfte der Kupferpreis positiv reagieren und in Richtung des Rekordhochs aus dem Monat Januar des Jahres 2011 tendieren.


Autor: ©Udo Rettberg  – Publizist / Journalist

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