Gold ist Gewinner der sehr volatilen Zeit

Die Kehrtwende

Exclusive one-on-one mit Nicholas Appleyard

Nicholas Appleyard ist Präsident und Vorstandschef der in Scottsdale / Arizona beheimateten TriStar Gold Inc. (www.tristargold.com). Die Fragen stellte unser Korrespondent Udo G. Rettberg.

 

Nicholas Appleyard
Nicholas Appleyard

 

Möglicherweise werden Sie sich an das von mir vor geraumer Zeit auf Sicht der nächsten 18 Monate aufgestellte Goldpreisziel von 2880 US-Dollar je Feinunze erinnern. Würden Sie dieses Ziel als zu anspruchsvoll bezeichnen?

Wir leben in sehr volatilen und unruhigen Zeiten, sodass mich das hier genannte Goldpreisziel von 2880 $/oz nicht überrascht und es als durchaus realistisch zu bezeichnen ist. Persönlich will ich mich nicht an Goldpreisprognosen versuchen. Denn mein Job als CEO ist es, eine Gesellschaft aufzubauen, die sehr erfolgreich und gewinnbringend am Goldmarkt aktiv sein kann und dabei gleichzeitig jedoch alle Möglichkeiten eines Gold-Haussemarktes nutzt.

Überrascht Sie die aktuelle Entwicklung des Goldpreises in irgendeiner Art und Weise?

Nein, überhaupt nicht. Wir erleben – wie gesagt – extrem turbulente Zeiten, die sehr viel Volatilität an den Märkten mit sich bringen – auch bei Gold. Wenn die Menschen das Vertrauen in die Regierungen verlieren, schwindet auch das Vertrauen in durch Regierungen gestützte Währungen, sodass die Menschen nach Alternativen schauen. Gold ist eine solche Alternative

Was werden die treibenden Kräfte für den Goldpreis sein? Eine Knappheit an physischem Metall, ein Anstieg der Inflation oder aber geopolitische Einflüsse?

Ich denke, dass die physischen Goldreserven ersetzt werden und die Produktionsseite wegen des hohen Preises auf Jahre hinaus okay sein wird. Ich denke darüber hinaus, dass geopolitische Einflüsse für ständige Investments in Gold sorgen werden. Denn der Goldmarkt ist bei globaler Betrachtung weiterhin verhältnismäßig klein, sodass es keines größeren Interesses bedarf, damit ein größerer Einfluss auf den Markt und auf den Preis entsteht.

Worin liegen die größten Risiken für Gold? Im Finanz- und Geldsystem selbst, im Kryptomarkt oder auf der politischen Seite, wo Regierungen z.B. den privaten Goldbesitz verbieten könnten?

Risiken für einen Rückschlag der Preise gibt es immer. Aber ich denke wir haben derzeit eine recht gute und stabile Basis für Gold gefunden – auch wegen der Produktionskosten. Für die Exploration und Entwicklung neuer Lagerstätten bedarf es höherer Goldpreise. Klar, Gold könnte auch mal wieder kurzzeitig fallen (wie zuletzt), aber das dürfte nicht für lange Zeit sein – der Trend zeigt nach oben.

Covid-19 ist auch für die Minenindustrie in der Welt ein Problem. Wie sieht es in dieser Hinsicht mit der Bergbaubranche in Brasilien aus?

Brasilien ist ein Land, das so lange wie möglich “offen” geblieben ist. Das Coronavirus hat das Land recht breit erfasst, doch ist das medizinische System recht gut damit umgegangen. Die Minenbranche ist weiter völlig offen; denn die Arbeit in den Minen geht meist weiter. Die einzigen Beschränkungen, die wir sehen, beziehen sich auf die internationale Reisetätigkeit. Es ist also zum Beispiel schwer, ausländische Experten nach Brasilien vor Ort zu bringen. Allerdings wirft das für uns keine größeren Probleme auf, da der Bergbau dort recht gut entwickelt ist und es zahlreiche Experten auf den unterschiedlichen Feldern gibt, die Aufgaben übernehmen können.

Da Warren Buffett jetzt größeres Interesse an Gold zu zeigen scheint, werden wir wohl jetzt eine neue Ära am Goldmarkt erleben – oder?

Der Goldmarkt als solcher ist zu klein, sodass es nicht unbedingt Leute wie Warren Buffett braucht, um eine neue Stampede loszutreten.

Die Aktienkurse der großen produzierenden Goldminengesellschaften – the “big guys” also – sind in den vergangenen Wochen bereits angesprungen. Wann werden die “Juniors” – also die Explorationsgesellschaften – dem Trend folgen?

Ein möglicher Katalysator für die Aktien der Explorer wird wohl durch M&A-Aktivitäten der großen Gesellschaften ausgelöst, also durch Fusionen und Übernahmen. Wenn die Produzenten nämlich Explorer kaufen, um ihre Goldreserven zu ersetzen, wird sich das positiv auf die Stimmung am Markt für Goldaktien niederschlagen. Die großen Produzenten verfügen nämlich aktuell über sehr gute Bilanzen und gemeinsam mit ihren gestiegenen Aktienkursen können sie diese Vorzüge dann in die Waagschale werfen. Dann werden sich Anleger auf die Suche nach dem nächsten Übernahmekandidaten begeben.

 

 

Was werden die nächsten Schritte von TriStar Gold sein?

Unsere Aufgabe ist es jetzt, dem Markt zu zeigen, dass Castelo de Sonhos eine potenzielle Mine mit größeren Dimensionen ist, die mit begrenzten Risiken in Richtung Produktion vorangetrieben wird. Und das wird die Bedeutung und den Wert des Vorkommens in der Öffentlichkeit erhöhen und uns als möglichen Übernahmekandidaten darstellen.

Gibt es vonseiten TriStar Gold aktuell den Bedarf zur Beschaffung neuen Kapitals – entweder in Aktien oder in Bonds?

Nein, aktuell verfügen wir über eine Summe von rund 15 Mio. can$ auf der Bank – also wir haben ausreichend Kapital für die Exploration und die Vorstufe einer Machbarkeitsstudie.

Was ziehen Sie als Unternehmen und als Management vor – selbst ein produzierendes Goldunternehmen zu werden oder von einem der Großen der Branche übernommen zu werden?

Ich denke, dass Castelo de Sonhos zu groß ist, als dass wir selbst den Schritt zum Produzenten einleiten und gehen könnten. Das heißt: Entweder wir bilden eine Partnerschaft mit einem Goldproduzenten oder wir streben danach, übernommen zu werden.

Sind Sie bereits in Diskussionen mit einem Produzenten mit Blick auf eine mögliche Übernahme?

Nein – in konkreten Gesprächen sind wir nicht, obwohl es bereits einige geheime Vereinbarungen gibt. Wir halten unsere Gesprächspartner nämlich laufend informiert über das Projekt, möchten jedoch für uns und unsere Aktionäre selbst erst einmal die mögliche Wertentwicklung sehen und berechnen können, bevor wir in konkrete Diskussionen einsteigen.

Sind Sie mit Ihren jüngsten Bohrergebnissen zufrieden und was erwarten Sie in dieser Hinsicht in der nahen Zukunft?

Ja, unsere Bohrergebnisse sind sehr gut. Das Projekt scheint gute Vorhersagen zu ermöglichen, was aus Minen-Sicht sehr positiv ist. Wir benötigen allerdings noch mehr Bohrergebnisse mit Blick auf die Vorkommen in Esperance South, wo wir dann die Vorarbeiten der Machbarkeitsstudie vorantreiben werden. Zudem werden wir auch in neuen Regionen die Explorationen durch neue Bohrungen vorantreiben.

Ist Brasilien aus Ihrer Sicht ein stabiles Bergbauland?

Ja absolut, Brasilien hat eine sehr lange Geschichte als Minenland. Der Bergbau ist wichtiger Teil der Volkswirtschaft. Das heißt konkret: Das Minengeschäft ist wichtig für jede Regierung, die in Zukunft möglicherweise das Zepter schwingen wird, sodass für die Minenbranche daraus eine hohe Vorhersehbarkeit resultiert. Nicht zu vergessen ist, dass die Rechtslage in Brasilien aktuell gut ist, sodass sich auch hier für die Zukunft Stabilität abzeichnet.

Existiert für TriStar Gold Inc. in Brasilien ein Covid-Risiko?

Wir haben durch die Pandemie einen Zeitraum von rund 4 Monaten im operativen Minengeschäft verloren. Ein Grund: wir wollten nicht dafür verantwortlich sein, das Virus in der Region zu streuen und zu verbreiten. Gleichwohl haben wir die Zeit genutzt, durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (AI) unsere Daten noch einmal zu prüfen und zu analysieren sowie unsere Bohrprogramme auf die aktuellen Bedürfnisse abzustellen. Das einzige Risiko, das wir beim Blick nach vorne sehen, liegt (wie bereits gesagt) in der internationalen Reisetätigkeit, weil wir unsere Experten nicht zum Projekt bringen können. Gleichwohl sehen wir hierin kein allzu bedeutendes Thema.

Wer sind die größten Aktionäre in Ihrer Gesellschaft? Wie stark ist das Management beteiligt?

Größter Aktionär ist die US-Fondsgesellschaft US Global mit Sitz in Texas. Andere Investmentfonds wie RBC GAM in Ontario sowie Gold 2000 in Zürich halten ebenfalls bedeutende Positionen. Das Management und der Board halten direkt 12 % der ausstehenden Aktien. Werden Freunde und Familienmitglieder hinzugerechnet, liegt dieser Anteil nahe bei 23 %.

Sehr geehrter Herr Appleyard, besten Dank für Ihre Antworten!

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