Glimpflich war vorgestern …

Rückschläge für Optimisten

Noch immer glauben unzählige Vertreter der Wirtschaft und auch große Teile aus dem Politiker-Spektrum an die rasche konjunkturelle Wende in der Welt. Diese dürfte indes auf sich warten lassen. Weiterhin liegt sehr vieles im Argen. Die Wirtschaft erholt sich (wenn überhaupt) dann nur ganz langsam. Firmenpleiten sind an der Tagesordnung, was wiederum zu Kurzarbeit und einem Chaos am Arbeitsmarkt führt. Die Stimmung im „Volk“ ist katastrophal – weltweit. Das wiederum beschwört die Gefahr von Bürgerkriegen herauf. Am Ende könnte ein neuer verheerender Weltkrieg stehen. Die super-gigantische Schuldenblase zwingt die Menschen zum Innehalten und Nachdenken. Wer glaubt, dass all das glimpflich verlaufen kann, der sollte aufwachen – endlich.

 
 

Gähnende Leere im Herzen von Europa. Langeweile pur: Hauptwache im Zentrum Frankfurt. Foto: Udo Rettberg
Gähnende Leere im Herzen von Europa. Langeweile pur: Hauptwache im Zentrum Frankfurt. Foto: Udo Rettberg

Wer in diesen Tagen aufmerksam durch die Welt – hier über die Shopping-Meilen der Großstädte – geht, dem muss es einfach auffallen: Viele Geschäfte sind geschlossen oder liefern nur noch einen kleinen Teil der einstigen Wertschöpfung ab. Kurz: Die Wirtschaft liegt am Boden sowohl national als auch globalökonomisch betrachtet. Klar: In Berlin und Washington wählen sie die optimistische Sprache. Doch das ist aus meiner Sicht verlogen Ergo: Das Morgen wird für den homo Sapiens große Schmerzen mit sich bringen. Regierungen könnten dazu übergehen, die verordneten Lockdowns zu rasch aufzuheben und so das Chaos erst zu befeuern. Die Welt bewegt sich auf einem schmalen Grat. Aus der Rezession droht eine Depression zu werden. Heute zeigen sich die drastischen Fehler von gestern – in der Wirtschaft, in der Politik und bei den Bürgern. Und da Corona weltweit wütet, ist auch die Wirtschaft de sogenannten Exportweltmeisters im Schlamassel gefangen.

Das Morgen wird große Opfer verlangen

Mal ganz abgesehen davon, dass vor allem die Erdenbürger für den „Schulden-Mount-Everest“ in der Welt gerade stehen werden müssen. Oder aber: Die Politik kommt mit neuen System-Ideen um die Ecke, die aber dann auch vor allem den normalen Bürger treffen – auf die eine oder andere Weise. Ein Problem wird unterschätzt: Es sind vor allem junge Menschen, die in diesen Tagen arbeitslos werden. Ergo: Die Unsicherheit dürfte zu enormen Protesten führen.

 

Frankfurt 2- Gähnende Leere in Schaufenstern – Menschen gehen teilnahmslos vorbei. Foto: Udo Rettberg
Frankfurt 2- Gähnende Leere in Schaufenstern – Menschen gehen teilnahmslos vorbei. Foto: Udo Rettberg

Das Polit-Chaos bricht sich also Bahn in einer stark verunsicherten Welt. Niemand scheint Lösungen zu kennen. Die Welt zeigt ihr hässliches Gesicht. Blankes Entsetzen muss z.B. diejenige befallen, die die grauenvollen Bilder über soziale Unruhen und brutale Polizeigewalt u.a. in Indien, Venezuela und auch auf den Straßen Belgrads verfolgen. Wie gesagt; Freiheit, Marktwirtschaft und Demokratie sind tot – mausetot. Polit-Chaoten diktieren die Welt. Die Bürger sind inzwischen zwar erwacht – aber eben viel, viel zu spät. Glimpflich wir das wohl kaum ablaufen. Es wird künftig wesentlich unruhiger nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch physisch auf den Straßen dieser Welt.

Auch ökonomisch sieht es sehr schlimm aus. Wer genau hinschaut, dem wird heute mit Blick nach vorn bereits auffallen, dass es weltweit zu Devisenkurs-Manipulationen – also zu Währungskriegen – kommt. So wie viele Ökonomen in den USA die Notwendigkeit eines schwächeren US-Dollarkurses betonen, so hauen auch Europäer in die gleiche Kerbe.

Es geht letztlich darum, sich über eine schwache Währung Vorteile im härter werdenden globalen Wettbewerb zu sichern

Aber das ist noch längst nicht alles: Faule Kredite werden zum nächsten großen Problem für die Banken und die Akteure der Finanzwelt. Auch hier sind glimpfliche Lösungen kaum vorstellbar. Das Volumen der problematischen Kredite ist in den vergangenen Monaten gigantisch gestiegen. Kommt die Wirtschaft nicht in Gang, wird das für Unternehmen und letztlich für Banken zum Ernstfall.

Ich stelle mir vor diesem Hintergrund besorgt die Frage über die künftige Stabilität der globalen Bankensysteme und komme zu dem Schluss, dass deren Zusammenbruch letztlich nur eine Frage der Zeit ist. Covid-19 könnte, so heißt es z.B. bei Oxfam, bis zu 500 Mio. Menschen in den Krisenregionen Afrikas und in anderen schwachen Gebieten der Welt extreme Armut bringen. Bei der Weltbank ist die Rede davon, dass die Pandemie auch in anderen Ländern bis zu 100 Mio. Menschen nicht nur gesundheitlich, sondern auch ökonomisch und finanziell ins Chaos stürzen könnte. All das wirkt sich dann über Fast-Null-Konsum auf Seiten der Unternehmen verheerend in tiefroten Zahlen aus. Die Ertragsseite vieler Unternehmen dürfte riesige Verluste zeigen. Das gesamte globale Wirtschaftssystem droht zu kollabieren.

Noch einmal: Aus Rezession könnte Depression werden

Es darf nicht vergessen werden, dass viele Länder vor neuen Wahlen stehen. Das aber heißt auch: Regierungen, die wiedergewählt werden und im Amt bleiben möchten, gehen wiederum gezielt und mit unfairen Methoden auf Stimmenfang. Sie werden dabei erneut auf Lügen-Taktiken setzen. Denn sie könnten mit Blick auf die Pandemie nicht nur weitere Lockerungen (und damit steigende Todeszahlen) zu früh in Kauf nehmen wollen, sondern auch künftige Wohltaten für ihre Wähler beschließen, die dann – wie seit Jahrzehnten immer wieder – über weitere Schulden finanziert werden Das dürfte auch dieses Mal so kommen. Kreditaufnahmen stoßen bei den Bürgern halt weniger auf politischen Widerstand als Steuererhöhungen. Der Bürger jedoch jubelt in diesen Angelegenheiten viel zu früh.

Auch andere Nachrichten aus dem Unternehmenssektor verwirren. Denn wer in diesen Tagen die Liste der aktuellen und möglichen „Pleitiers“ in den USA und auch in Deutschland verfolgt, wird möglicherweise aufschrecken. Dies zumal, wenn er darüber hinaus auch die angekündigten Stellenstreichungen mitberücksichtigt. In Deutschland geht es längst nicht nur um Wirecard und Vapiano, sondern auch um andere in Probleme geratene Firmen mit weltbekanntem Namen. Im April 2020 wurden in Deutschland über 6000 Insolvenzverfahren neu eröffnet – das waren weniger als ein Jahr zuvor. Der Trend wird sich schon bald ändern.

Schlimm werden dann die Zusammenbrüche kleiner und mittlerer Firmen aus dem so genannten „deutschen Mittelstand“ sein. Gleiches gilt für die USA, wo einige Großfirmen riesige Schwierigkeiten haben oder sogar völlig von der Bildfläche zu verschwinden drohen, die weltweit einen guten Namen hatten wie Hertz, Latam Airlines, Frontier Communications, JC Penney und Brooks Brother sowie Chesapeake Energy. So mancher Wertpapier-Analyst zweifelt aktuell an der Überlebensfähigkeit dieser und ähnlicher Firmen. Dass sich all das am Arbeitsmarkt niederschlägt, muss nicht besonders betont werden.

Das von einigen Hedge-Fund-Managern prognostizierte V-förmige (starker Rückgang und rasche starke Erholung) Konjunkturmodell hat wohl kaum Chancen auf Realisierung

Hier einige Fakten und Kommentare auf Basis von Aussagen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Genf sowie der Weltbank in Washington:

  1. Die Covid-19-Rezession des Jahres 2020 dürfte doppelt so schlimm ausfallen wie die massive Finanzkrise im Jahr 2009

  2. Dies wird – gemessen an unterschiedlichen Konjunkturdaten – die schlimmste globale Rezession seit Ende des zweiten Weltkriegs.

  3. Dies gilt zB für einen geradezu drastischen Rückgang der weltweiten Einzelhandelsumsätze.

  4. Das gilt darüber hinaus auch für die massiv – um mehr als 10 % – nach unten gehende globale Rohölnachfrage

  5. Betroffen sein werden von der Rezession vor allem die Menschen in den schwachen Ländern in der Welt, wo sich der Unmut heute bereits auf den Straßen äußert.


Autor: ©Udo Rettberg Publizist / Journalist

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